Focusing wurde in den frühen sechziger Jahren von dem Philosophen und Psychotherapeuten Gene Gendlin an der Universität Chicago entwickelt. Er fand heraus dass Menschen, die ihre psychotherapeutische Behandlung als „erfolgreich" erlebten, eine besondere Art und Weise aufwiesen, mit ihrem „Inneren" Kontakt aufzunehmen. Gendlin erforschte diesen Prozess und gliederte ihn in sechs Schritte, deren wesentliches Merkmal die Konzentration auf den Körper und dessen Empfindungen sind.
Heute wird Focusing als Selbsthilfe-Technik gelehrt, es kommt aber auch bei unterschiedlichen Therapieformen zum Einsatz, in der Stressprävention und beim Coaching, in Schulen und bei kreativen Prozessen.
Focusing ist eine Methode des achtsamen Begegnens von inneren Prozessen.
Es stärkt unsere Konzentration auf das innere Erleben, und hilft uns, die Stimme des Körpers wahrzunehmen.
Begegnen wir mit achtsamer und freundlicher Haltung diesen inneren Prozessen, verändern sie sich und fördern eine ganzheitliche Entwicklung, ein besseres Selbstverständnis und Selbstbewusstsein.
Unsere Kreativität kommt wieder zum fliessen und wir können Freiräume und neue Perspektiven gewinnen. Mehr Empathie für uns selbst und unser Gegenüber kann gefördert werden.
Der Körper hat seine eigene Sprache um sich uns mitzuteilen und uns Lösungen zu Lebensfragen anzubieten. Die Technik des Focusing lehrt uns, durch innehalten diesen Signalen aufmerksam zu lauschen.
Mit Focusing können wir uns persönlichen Lebensthemen, Konflikten oder einfach dem Wunsch nach Veränderung durch gezielte Selbstwahrnehmungs-Übungen zuwenden.
Focusing ist hilfreich in jeder Phase des Lebens, in der:
Im Focusing geht es im wesentlichen um die Beziehung zu uns selbst und unser inneres Erleben und Empfinden.
Das innere Empfinden kann etwas ganz Zartes, Vages sein, so, dass es Zeit und Raum braucht, um es wahrzunehmen. Es ist etwas , das wahrgenommen werden möchte, und das wir manchmal mit unserem Alltagsbewusstsein ausblenden.
Diese Haltung, die den inneren Wahrnehmungsprozess fördert, kann man trainieren.
Unsere Umgangssprache kennt viele Ausdrücke für das innere Befinden, mit dem wir manchmal nicht viel anzufangen wissen.
Zum Beispiel: etwas macht mulmig - etwas stimmt nicht- ein komisches Gefühl - irgendwie habe ich es schon im voraus geahnt, gespürt oder gewusst. Eine körperliche Resonanz ist vorhanden, doch wir können diesem Gefühl noch keinen Namen oder eine Bedeutung geben.
Im Focusing lernen wir auf diese Hintergrundgefühle zu hören, uns darauf einzulassen und achtsam die Botschaft, die dahinter steckt in unser Bewusstsein zu integrieren.
Focusing und Achtsamkeit
"Mit Achtsamkeit kultivieren wir Mitgefühl mit uns und mit anderen.“ (Jon Kabbat Zinn)
Die Basis eines Focusing Prozesses ist eine achtsame Grundhaltung, dies beinhaltet:
Selbstakzeptanz und Selbstbestimmtheit
Neutralität
Anfängergeist bewahren
Sich Freiraum schaffen
Der „Felt Sense“ und der lösungsorientierte Körper
" Im Focusing arbeiten wir nicht mit unseren Problemen und Themen.
Wir arbeiten mit dem Felt Sense, der körperlichen Resonanz zu einem Problem oder einem Thema.
Wir arbeiten immer im Frei-Raum, immer mit beweglicher Achtsamkeit im Körper und mit einem wachen, ansprechbaren und fragenden Bewusstsein...“
„ Nicht die Focusing-Therapie ist lösungsorientiert, der Organismus, der Körper selbst, ist lösungsorientiert und wird, wenn wir ihn in angemessener Weise ansprechen, auch antworten.“
(Klaus Renn)